Matthias Folkmann, Head Of PR DAZN DACH
DAZN: „Wir wollen den Sport so übertragen,
wie wir uns das als Fans selber wünschen.“

Unter dem Motto „Podcasthörer wissen mehr“ haben wir in unserer Jahresrückblicks-Episode „Don’t look back in anger“ bereits angekündigt, dass es in diesem Jahr noch ein weiteres Spielfrei Interview geben wird. Und hier ist es auch schon: Matthias Folkmann, Head of PR von DAZN, hat uns ausführlich Rede und Antwort gestanden. 

© DAZN

Unter anderem wollten wir wissen, wie die ersten Schritte des Streamingdienstes aussahen, vor welchen Herausforderungen man dabei stand und warum DAZN beim Zusehen immer ein wenig relaxter wirkt, als andere Live-Sport Anbieter. Außerdem haben wir über das Verschwinden des Fussballs aus dem Free-TV und den „besten 10er der Welt“ gesprochen. Viel Spaß beim Lesen!



Wie bewertet ihr die etwas mehr als zwei Jahre seit dem Start von DAZN im August 2016?

Sehr positiv. Wir sind absolut zufrieden, wie wir uns bislang entwickelt haben. Mit dem Erwerb der UEFA Champions League und UEFA Europa League-Rechte sind wir ab dieser Saison endgültig den Schritt aus der Nische in den Mainstream gegangen.

Was hat euch in diesen beiden Jahren überrascht?
Ich würde nicht überrascht sagen, sondern eher extrem positiv bestärkt. Nämlich der Umstand, wie schnell die Fans DAZN für sich entdeckt und angenommen haben. DAZN ist der erste reine Live-Sport Anbieter, der ausschließlich über Internet funktioniert. Die spannende Frage war, ob der Markt schon bereit für so einen Service ist. Heute kennen wir die Antwort: Ja, er ist bereit.

Bei wie vielen Abonnenten steht ihr mittlerweile?
Zahlen kommunizieren wir generell nicht. Nur so viel: Unsere eigenen Ziele sind sehr ambitioniert und wurden bisher jedes Mal übertroffen.

Was waren die ersten Schritte, um sich auf dem Markt zu positionieren?
Zuallererst mussten wir den Fans erklären, wer wir sind und was wir tun. Gleichzeitig war und ist es immer noch sehr wichtig, Vertrauen in unseren Service aufzubauen. Das tun wir, indem wir ein stabiles, zuverlässiges Signal anbieten und unser Geschäftsmodell leicht verständlich und fair halten. Fans können DAZN gratis für einen Monat ausprobieren und wenn es ihnen gefällt, bleiben sie, so lange sie wollen. Fans können DAZN jederzeit monatlich kündigen oder ihr Abo pausieren – das schätzen unsere Nutzer sehr. Und bleiben.

Fachsimpeln und diskutieren – wie zu Hause.

Was waren die größten Herausforderungen?
Der Markt und auch die Technologie entwickeln sich rasant, die Wünsche der Fans verändern sich. Die Menschen wollen ihre Inhalte immer und überall abrufen können. Dazu kommt der Wunsch nach Flexibilität. Die Herausforderung ist es, bei diesen Entwicklungen immer den Fan im Zentrum zu haben, die richtigen Lösungen zur richtigen Zeit anzubieten und einen fließenden Übergang auf einen komplett neuen Übertragungsweg zu schaffen.

Hattet ihr das Gefühl, von großen Medienhäusern wie SKY oder ARD/ZDF von Anfang an ernst genommen zu werden?
Ich denke, dass jeder Marktteilnehmer DAZN und die Wünsche der Fans ernst nehmen sollte.

Was haben die etablierten Player am Markt in den letzten zwei Jahren von euch lernen können?
Das können nur die etablierten Player beantworten.

Worin seht ihr die größten Vorteile, die ihr als Streamingdienst gegenüber einem konventionellen Fernsehsender habt?
Wir reagieren auf die Veränderung im Konsumentenverhalten: Jeder Inhalt ist bei DAZN überall und jederzeit verfügbar. Außerdem gibt es neben großen Sportrechten bei DAZN auch Platz für Nischensport, wie beispielsweise Feldhockey oder Rugby. Jeder Fan soll seinen individuellen Sport bei uns wiederfinden und sich herauspicken, was ihm gefällt.

Und wo liegen die Nachteile?
Ich kann keine Nachteile erkennen, außer vielleicht, dass den Fans in dem großen Angebot die Entscheidung schwerfällt, was sie zuerst schauen wollen. Aber im Ernst: In Gegenden, in denen die Online-Infrastruktur noch hinterherhinkt, ist es für Fans kurzfristig gesehen eine unbefriedigende Situation. Hier ist die Politik gefordert, den Infrastrukturausbau voranzubringen. Davon profitieren die Menschen langfristig, egal ob Sportfan oder nicht.

Im Vergleich zu herkömmlichen Fußballübertragungen im öffentlich-rechtlichen TV wirkt auf DAZN alles recht locker, z.B. was das Wording der Kommentatoren angeht. Steckt dahinter eine bewusste Philosophie?
Ja, klar. Wir wollen den Sport so übertragen, wie wir uns das als Fans selber wünschen.

Wir wollen der Platz werden, an dem Fans am liebsten Sport schauen.

Kommentatoren treten auf DAZN meistens im Duo mit ehemaligen Spielern auf. Wie erfolgt die Auswahl dieser Experten?
Unsere Kommentatoren und Experten müssen vor allem eines sein: sportbegeistert. Der Kommentator begleitet, jubelt und hadert. An seiner Seite sitzt ein Experte, der in die Tiefe geht, der aus der eigenen Erfahrung und aus seinem Fachwissen heraus das Geschehen einordnet. Und das im Dialog mit dem Kommentator. Fachsimpeln und diskutieren – wie zu Hause.

Was ist dabei wichtiger: Expertenwissen und Analysefähigkeit oder Entertainmentfaktor und Fernsehtauglichkeit?
Da gibt es kein Kochrezept. Jeder Kommentator, jeder Experte ist ein eigener Typ. Das Gesamtbild muss passen.

Welche technischen Möglichkeiten bietet DAZN aktuell (parallele Live-Streams, etc.)?
Erst kürzlich wurde bei uns die Erinnerungsfunktion eingeführt. Diese ermöglicht dem Fan, bestimmte Vereine oder Wettbewerbe zu favorisieren. Daraufhin erhält er eine Push-Benachrichtigungen, sobald sein Verein live oder auf Abruf auf unserer Plattform verfügbar ist. Auch das Thema Datenvolumen spielt vor allem für die Nutzung unterwegs immer noch eine große Rolle. Deshalb haben wir einen optionalen Datensparmodus eingeführt.

Was ist in nächster Zeit geplant?
Wir werden beispielsweise eine Download-Funktion implementieren, die es dem Fan ermöglicht, ein Spiel oder Highlights auf sein Endgerät herunterzuladen. Vor allem für Fans des US-Sports, der häufig in der Nacht stattfindet, ist das ein cooles Feature. Außerdem arbeiten wir verstärkt an der Personalisierung für den Fan, sodass dieser auf Basis seines Verhaltens passende Vorschläge für Live-Sportevents erhält.

Was ist die DAZN Vision für die nächsten fünf Jahre?
Wir wollen der Platz werden, an dem Fans am liebsten Sport schauen. Egal wo, egal wann. Wer Sport schauen möchte, soll als erstes an DAZN denken.

Die Premiere League wird für uns immer interessant sein.

Im Vergleich zu anderen Anbietern am Markt ist DAZN relativ günstig. Wie lassen sich enorme Lizenzkosten (z.B. für die Champions League) da finanzieren?
Das Geschäftsmodell ist kein Geheimnis. Artverwandte Plattformen wie Netflix, Prime Video oder Spotify haben es vorgemacht. Diese Plattformen funktionieren ähnlich und jeder, der so eine Plattform nutzt, erkennt sehr schnell den Vorteil.

Wollt ihr den „besten 10er der Welt“ (aktuelle Werbekampagne zum Preis von 9,99 €) langfristig beibehalten?
Vor allem wollen wir unseren Fans immer den besten Sport für einen fairen Preis anbieten.

Stichwort Premiere League: Mit dem Verlust an die Konkurrenz hat DAZN eines seiner stärksten Zugpferde verloren. Wie sehr schmerzt dieser Verlust?
Natürlich schmerzt uns das und auch viele Fans. Wir hätten diese Liga den Fans auch weiterhin sehr gerne angeboten, haben uns mit dem Rechtehalter aber auf keine für uns wirtschaftlich darstellbare Variante verständigen können. Sieg und Niederlage gehören zum Sport. Dafür haben wir den traditionsreichsten Cup-Wettbewerb, den englischen FA Cup, für die nächsten sechs Jahre auf DAZN gesichert. Gemeinsam mit UEFA Champions League und der UEFA Europa League, LaLiga, Serie A, Ligue 1 sowie allen Highlights der deutschen Bundesliga bereits 40 Minuten nach Abpfiff, dem besten US Sport, Kampfsport und vielem mehr, haben wir nach wie vor ein sehr attraktives Angebot, das wir den Fans machen können.

Gibt es Pläne, die Premiere League mittelfristig wieder zurückzuholen?
Die Premiere League wird für uns immer interessant sein.

Dass der Fussball zunehmend aus dem Free-TV verschwindet, wird von vielen Seiten sehr kritisch gesehen. Der Zeit-Journalist Oliver Fritsch sprach in diesem Zusammenhang vom “totalen Ausverkauf” des Fussballs. Der ehemalige ORF-Experte Peter Hackmair redet aufgrund des Verschwindens der Bundesliga aus dem öffentlichen Fernsehen gar davon, dass es aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit in 15 Jahren keinen Profifussball in Österreich mehr geben wird. Wie seht ihr diese Entwicklung?
Diese Diskussion ist nicht neu: steigende Spielergehälter, zunehmende Vermarktung des Sports auf der einen, aber auch signifikant steigendes Interesse auf der anderen Seite. Noch nie gab es für den Fan so viele Möglichkeiten, Inhalte rund um seinen Lieblingssport zu konsumieren. Es gibt immer zwei Seiten: Zur UEFA Champions League habe ich im letzten Jahr sehr oft gelesen, dass dieser Wettbewerb ins Pay-TV abwandert. Kein einziges Mal habe ich aber gelesen, dass es durch ein Produkt wie DAZN de facto noch nie so günstig war, die Champions League so umfassend zu sehen. 9,99 €, jederzeit monatlich kündbar – man bräuchte dafür eigentlich nicht mal einen traditionelle TV-Anschluss.

Ist die österreichische Bundesliga als Produkt für euch interessant? Gibt es Pläne, sie in euer Programm aufzunehmen?
Wenn die Rechte der österreichischen Bundesliga frei werden, werden uns diese natürlich interessieren. Es stellt sich allerdings immer die Frage, ob Rechte wirtschaftlich für uns Sinn machen. Unser Angebot für den Fan ist immer der beste Sport zu einem fairen Preis.

Soll sich euer Angebot auch in Zukunft „nur“ mit Sport beschäftigen oder ist auch der Ausbau in andere Bereiche geplant?
Wir haben bereits in diesem Sommer mit der Fussball-Dokumentationsreihe „Being Mario Götze“ so genannten Original-Content produziert. Der Erfolg und die Rezeption dieser Serie spornt uns an, weiter über solche Inhalte nachzudenken. Auch in unserem wöchentlichen Matchday-Feature zur deutschen Bundesliga behandeln wir Themen rund um den Fussball, aber auch solche, in denen der Sport gesellschaftlich relevant ist.

© DAZN

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