Kurvenblick
Zürich- (k)eine Fussballstadt?
China, Derby & der lange Kampf um ein Fussballstadion

In den letzten zwei Jahren brannte es beim Grasshopper Club Zürich (GCZ) lichterloh und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nun der Paukenschlag: Der einst stolze Grasshopper Club wurde nach China verkauft. Nach 17 Jahren erfolgloser Suche hat die Grasshopper Fussball AG also neue Geldgeber gefunden. Die Champion Union HK Holdings Limited aus Hongkong übernimmt die Aktienmehrheit. Und wechselt gleich einmal das Management aus. Besitzerin wird Jenny Wang, die Ehefrau von Guo Guangchang, dessen Firma Fosun die Wolverhampton Wanderers besitzt.

Die Zeiten, als der GC aus gesellschaftspolitischen Gründen und Gönnerhaftigkeit aus der Zürcher Wirtschaft unterstützt wurde, sind vorbei. Dieser Kulturwandel wird zu einer riesigen Herausforderung werden, geraten doch die Grasshoppers mit diesem Schritt als kleines Rädchen in die gewaltige Maschinerie und den Einflussbereich eines chinesischen Großkonzerns. GC ist Teil eines weltweiten Konstrukts geworden, das mit dem Kauf und Verkauf von Spielern Gewinn machen will. Und das dafür einen Weg sucht, um die strenger gewordenen Regeln der FIFA zu umgehen. (mehr …)

Kurvenblick
Süditalien-Tour:
Ein Lokalaugenschein im Land der Ultras

Warum habe ich damals nicht „nein“ gesagt? „Nein Papa, geh du alleine zum Fussball! Fussball interessiert mich nicht! Fussball ist langweilig!“ Was wäre mir nicht alles erspart geblieben: schmerzende Knochen und lädierte Gelenke; das Gefühl, wenn man wieder mal eine 0:10 Klatsche bekommen hat; bei Minusgraden im Gästeblock des Mattersburger Pappelstadions die nächste sportliche Enttäuschung erleben; tausende Kilometer und unzählbare Stunden quer durch Europa mit Auto, Bus, Bahn oder in der Luft zum nächsten Spiel reisen. Vielleicht hätte ich mich unter anderen Umständen nie für Fussball interessiert. Doch es kam anders. Anstatt vor dem Bildschirm zu hocken und irgendwelche Online-Games zu zocken, tingeln wir zu dritt im Dunkeln über die „Strada del Sole“ durch die italienische Pampa zwischen Kalabrien und Kampanien. Aber alles der Reihe nach. (mehr …)

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Eine historische Nacht in Belgrad

Exakt 70 Sekunden reichten den Spielern von Crvena Zvezda, zu Deutsch “Roter Stern Belgrad”, um Ende August des Vorjahres einen 0:2 Rückstand aufzuholen, das 0:0 aus dem Hinspiel wettzumachen und somit zum elften Mal in Folge den Traum vom Einzug in die Gruppenphase der Champions League für die roten Bullen platzen zu lassen. Ein grandioser Erfolg für die Mannschaft aus Serbien. Der Jubel bei ihren schätzungsweise 9.000-14.000 Fans in Salzburg war grenzenlos. Im Aufstiegstaumel stürmten sie auf den Rasen der Bullen-Disco und raubten ihren Idolen buchstäblich das letzte Hemd. Spontane Freudensausbrüche dieser Art werden von den Herren der UEFA ja äußerst ungern gesehen, weshalb Roter Stern zum wiederholten Male hart bestraft wurde, weitere Stadionsperren inklusive. Schon das Hinspiel der zweiten Quali-Runde gegen Salzburg musste aufgrund von rassistischen Äußerungen vor leeren Rängen ausgetragen werden. Die in Salzburg ausgefasste Strafe wurde schlussendlich aber “nur” auf die beiden ersten Auswärtsspiele in der Gruppenphase reduziert.

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FC Winterthur – das Schweizer St. Pauli?

Der FC Winterthur ist eine Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Fussballlandschaft. Wegen seiner linken Fans und der Ausrichtung gegen die fortschreitende Kommerzialisierung des Fussballs trägt der Verein den Spitznamen „FC St. Pauli der Schweiz“. Mit „Hells Bells“ von AC/DC benutzen sie sogar dieselbe Einlaufmusik wie ihre Kollegen aus Hamburg. Doch was steckt wirklich hinter diesem Vergleich? Das Cupspiel gegen den FC Basel nahm ich zum Anlass, mich etwas eingehender mit dem  FC Winterthur zu befassen, dem Kultverein der Schweiz. Schon aufgrund der Nähe zu meinem Wohnort verfolge ich die Geschicke des FCW in der Challenge League, der zweithöchsten Spielklasse. Noch bevor ich in der Schweiz sesshaft wurde, verschlug es mich bereits in das legendäre Stadion Schützenwiese (in der Szene liebevoll “Schützi” genannt), wo mich ein langjähriger Stadiongänger unter seine Fittiche nahm. Nach einigen Bieren war damals der Bann gebrochen und mittlerweile ist eine sehr sehr gute Freundschaft daraus entstanden.

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Der Traum von Amsterdam

Während die meisten Fussballfans und solche, die zu Beginn eines jeden Großereignisses plötzlich dazu mutieren, im heurigen Juni völlig dem WM-Fieber erlegen waren, beschäftigte mich zu dieser Zeit bereits ein anderes Thema. Die Europapokal-Auslosung stand vor der Tür und damit einige Fragen: Wer ist dabei? Wer ist ein möglicher Gegner? Und wie komme ich dorthin? Leider war die Spannung recht schnell dahin, als bekannt wurde, dass für meinen Herzensverein Sturm Graz nur der FC Basel oder Ajax Amsterdam als mögliche Gegner in der zweiten Quali-Runde in Frage kommen würden. Den Modus der Ziehungen durchblicke ich ja schon längst nicht mehr, lässt sich der Alt-Herren Club in Nyon ja alljährlich ein neues Prozedere einfallen.

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