Sie sind leider oftmals das schwächste Glied in der Kette. Wenn es für die Mannschaft nicht gut läuft, müssen sie meistens als erstes daran glauben. Die Rede ist von den Trainern. Es gibt sie in allen Varianten: klein, groß, leise, laut, dünn, dick, elegant im Designeranzug und leger im Trainingsanzug. Grund genug für Adelmaier und Steghauser, sich in Jubiläumsepisode 10 einmal im Detail dieser Vielfalt zu widmen.
Um etwas Struktur in die Diskussion zu bringen, fassen wir die wichtigsten Trainer-Typen zusammen, jeder Typ ist mit seinen eigenen Stärken und Schwächen ausgestattet.
Jeder Typ für sich kann erfolgreich sein…
Wie aus einer anderen Zeit – Der „Schleifer“ und die „Spaßbremse“
„Ich bin so fit wie nie“. So lautet meist das höchste Kompliment, das ein Schleifer von seinen Spielern erhält. Dieser Trainertyp, dem nur mehr sehr wenig Zukunft vorhergesagt wird, bringt seine Spieler immer wieder an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit. Kritik am rauen Umgangston ist unerwünscht. Eines der bekanntesten Beispiele dieser Kategorie ist Felix Magath. Warum entscheiden sich Vereine für diesen Typen, mag sich der ein oder andere jetzt denken? Der Erfolg gibt diesen Trainern oftmals einfach Recht. Eines ist aber auch klar: Bleibt der Erfolg aus, ist der Schleifer schneller weg als ihm lieb ist. Die Spieler trauern ihm meist nicht lange nach.
Dem Schleifer nicht unähnlich ist die „Spaßbremse“. Auch er pflegt einen sehr rauen und wenig herzlichen Umgangston mit seiner Mannschaft. Er arbeitet getreu der Devise „Was die Spieler wollen, ist mir egal“. Diese Trainer sind einfach nie zufrieden, unabhängig davon, wie das Spiel ausgegangen ist. Wer uns zu diesem Typ beispielsweise einfällt? Ganz klar, Louis van Gaal. Jener Trainer, der sich angeblich sogar von seinen Töchtern siezen lässt.
Gut Ding‘ braucht Weil‘ – Der „Professor“
Im deutschsprachigen Raum ist vor allem Ralf Rangnick als Professor-Typ bekannt. Diese Trainer werden von Kritikern oftmals als „Oberlehrer“ bezeichnet. Sie benötigen Zeit, um eine Mannschaft über Jahre zu entwickeln. In dieser Entwicklung schaffen sie es, alle Spieler einzubinden. Der Professor beschäftigt sich intensiv mit jungen Spielern, weil diese oft noch seinen revolutionären Ideen folgen können. Ältere Spieler werden in die Entwicklung der jungen eingebunden. Dieser Trainertyp ist meist ein sehr ruhiger – er analysiert ständig. Was der Professor am dringendsten braucht, ist jedoch ein geduldiger Vorstand. Ohne dessen langfristige Unterstützung wird der Erfolg ausbleiben.
Der „Ersatzvater“
Er ist bei seinen Spielern äußerst beliebt. Er kennt seine Mannschaft ganz genau und hat immer ein offenes Ohr für die Spieler. Gleichzeitig schafft er es durch seine Beliebtheit aber auch, Spieler genau so zu steuern, wie er es möchte. Dieser Trainertyp wirkt immer locker, weiß aber trotzdem genau, wann er die Zügel anziehen muss. Jupp Heynckes fällt uns bei diesem Trainertypen als erstes ein. Der „Ersatzvater“ ist ideal für Teams, die fussballerisch schon gut ausgebildet sind und in denen eine große Leistungsdichte herrscht. Deshalb passt Heynckes so gut zu den Bayern.
Die Extrovertierten – der „Motivator“ und der „Boss“
Beide sind echte „Typen“ im Sinne eines großen Egos. Der „Motivator“ auf der einen Seite ist ein Trainer, der nicht zwangsläufig das allergrößte taktische Fachwissen hat. Er kompensiert gewisse taktische Mängel durch die Power in seiner Ansprache. So findet er einen direkten Zugang zur Mannschaft. Der Motivator besitzt eine sehr hohe Emotionalität. Die Spieler schätzen ihn für seine Art sehr, da sie die Echtheit seiner Liebe zum Fussball in jedem Team-Meeting spüren.
Auf der anderen Seite ist der „Boss“ jemand, der sich selbst unantastbar an die Spitze setzt. Er ist eine echte Autoritätsperson und gibt seiner Mannschaft einen klaren Weg vor. Sein Wort ist Gesetz. Wer an diesem Weg zweifelt, hat meistens keinen guten Stand bei diesem Trainer. Er steht allerdings trotzdem sehr hoch in der Gunst der Mannschaft, weil er sich auch bei Misserfolgen vor die Mannschaft stellt und seinen Kopf hinhält.
Trainer im wahrsten Sinn des Wortes
Zu guter Letzt noch der „Lehrer“. Er gehört zu den beliebtesten und renommiertesten Trainern, die der Fussball kennt. Er ist jener Trainertyp, für den Spieler sogar ihren Verein wechseln, nur um mit ihm arbeiten zu können. Er schafft es, seine Spieler in jedem Training ein Stück besser zu machen.
Wie so oft: Die Mischung macht’s.
Um das Ganze noch anschaulicher zu machen, nehmen wir drei der bekanntesten Trainer her und versuchen sie zu kategorisieren.
The Grim One – José Mourinho
Mourinho ist jener Trainer, der als Sinnbild für den „Boss“ gilt. Er ist Autoritätsperson durch und durch und gibt einen klaren Weg vor. Er stellt sich demonstrativ vor die Mannschaft bzw. lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, damit sich die Mannschaft in aller Ruhe vorbereiten kann. Unsere Vermutung: Mourinho arbeitet nach der Devise „Was auch immer ich zur Presse sage, ist für euch in der Mannschaft egal. Das ist Show. Es zählt, was in der Kabine passiert.“
Der Unterkiefer – Jürgen Klopp
Klopp schafft es, mehrere Gesichter anzunehmen. Er ist vor allem „Motivator“, weiß aber auch genau, wann er als „Ersatzvater“ oder „Boss“ auftreten muss. Klopp schafft es, über seine Emotionalität die Spieler extrem heiß zu machen. Jedoch erkennt man immer wieder, dass seine Emotionalität auch Hindernis sein kann. Als im Laufe dieser Saison Liverpool im Heimspiel gegen Tottenham in der 91. Minute das 2:1 erzielte, lief Klopp wie von der Tarantel gestochen die Seitenlinie entlang. Andere Trainer hätten sofort nach dem Tor begonnen, auf die Mannschaft einzureden, damit der Fokus nicht verloren geht. Hier wird Klopps Emotionalität zum eigenen Hindernis. Prompt folgte der 2:2 Ausgleich in der 95. Minute durch Harry Kane.
Loddars „Gurdiola“
Pep Guardiola ist vermutlich der beste Trainer, den es aktuell gibt. Die Erfolge und seine Spielweise sprechen einfach für ihn. Guardiola gilt für viele als der beste „Lehrer“. Spieler wechseln den Verein, weil sie unbedingt mit ihm arbeiten wollen. Er schafft es immer wieder, Spieler auf die nächste oder übernächste Stufe zu heben. Am besten einfach bei Kevin de Bruyne & Co. nachfragen. Wer sich auf den Lehrer Guardiola einlässt, bekommt seine Chance, sich zu beweisen. Dadurch schaffen es selbst Spieler, die eigentlich schon am Abstellgleis standen, wieder zurück in die Startelf. Rafinha bei den Bayern und Fabian Delph bei ManCity sind nur zwei Beispiele dafür.
Wie so oft: Die Mischung macht’s. Ein guter Trainer fällt nicht ausschließlich in eine Kategorie. Die besten schaffen es, unterschiedliche Typen in ihrem Stil zu kombinieren. Jeder Typ für sich kann erfolgreich sein, wenn er strukturell zu den Zielen des Vereins und des Vorstandes passt. Unabhängig davon, um welchen Trainertypen es geht – ohne die richtige Portion Authentizität werden ihm die Spieler kaum folgen.
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