„Wir begrüßen den Schiedsrichter und die gegnerische Mannschaft mit einem kräftigen Sport frei!“ Mit diesem knackig einfachen Spruch starteten wir vor vielen Jahren Wochenende für Wochenende in die Spiele unserer Nachwuchsmannschaft. Heute möchte ich genau damit meine Kolumne Am Kickplatz eröffnen. Mein Gegner wird dabei das leere Blatt „Papier“ sein, die Besucherinnen und Besucher von Spielfrei meine hoffentlich fairen Schiedsrichter. Ich freue mich sehr, an Bord dieser Plattform zu sein und bin gespannt auf die kommenden Monate. Aber welchen Inhalt könnt ihr erwarten? Oder vielleicht anders gefragt, was werdet ihr hier nicht lesen?
Es wird nicht um die Top-Klubs internationaler Ligen und die großen Stars gehen, nicht um die Resultate wichtiger Spiele und auch nicht um die Analyse taktischer Raffinessen, astronomische Gehälter oder verrückte Transfersummen. Auch die Hochzeit von Messi oder das Mysterium von Ronaldos Retortenbabys werden wir links liegen lassen. Stattdessen wird sich diese Kolumne dem Fußball an der Basis widmen, in seiner Reinform als Leidenschaft, Hobby und Zeitvertrieb sehr vieler Menschen, egal ob aktiv oder passiv.
Die Hochzeit von Messi oder das Mysterium von Ronaldos Retortenbabys werden wir links liegen lassen.
In Österreich gibt es gerade einmal zwanzig Fußballvereine in zwei Spielklassen, in denen zumindest nach formalen Kriterien Profibetrieb herrscht. Demgegenüber stehen landesweit über 2.200 Vereine, in denen über 305.000 Männern und Frauen Fußball spielen und noch einmal etwa 40.000 Funktionärsarbeit leisten. Mit diesem Massenphänomen möchte ich mich beschäftigen. Und wo ginge das besser, als direkt vor Ort? Am Kickplatz eben.
Von der Regionalliga abwärts werde ich in regelmäßigen Abständen Spiele besuchen und die Atmosphäre dort einfangen. Das Resultat soll aber keine hobbysoziologische Feldstudie und auch keine um Objektivität bemühte Lokalreportage sein, sondern einfach die Auseinandersetzung mit einem herrlichen Spiel in all seinen Facetten und den Menschen, die damit ihre Zeit verbringen. Natürlich soll der Spaß dabei im Vordergrund stehen.
Der Konsum war rundum beachtlich.
Einen ersten Testlauf habe ich vor genau einem Monat im wunderschönen Hofkirchen bei Hartberg unternommen. In der ersten Klasse Ost A ging es in der 26. und somit letzten Runde aus sportlicher Sicht nicht mehr um viel. Der SC Burgau war mit vier Punkten Vorsprung bereits sicherer Meister, gefolgt vom USV Hofkirchen auf Rang zwei. Das Geschehen am Platz war an diesem Nachmittag deshalb eher Nebensache, auch wenn im Tor der Heimmannschaft überraschenderweise Manuel Neuer stand. Zumindest war das so auf seinem Bayern-Trikot (sic!) zu lesen. Außer mich schien das aber niemanden zu kümmern, auch der Schiedsrichter ließ sich davon nicht irritieren. Die Leistung im weiteren Spielverlauf sprach dann aber doch deutlich gegen die Anwesenheit des mehrmaligen Welttorhüters. Mit 1:4 musste sich Hofkirchen letztendlich geschlagen geben. Der Stimmung tat das freilich keinen Abbruch, größter Erfolg aus Sicht des Gastgebers war an diesem Nachmittag nämlich eindeutig der Bierumsatz in der Kantine. Der Konsum war rundum beachtlich. Sowohl Einheimische als auch die vielen Mitgereisten gaben in dieser Hinsicht während des Spiels und in der Halbzeit alles. Nachdem in Burgau aber bereits die Blaskapelle zum Empfang des frischgebackenen Meisters wartete, war nach Abpfiff schon recht bald Schluss mit der Party. Schlecht für den Umsatz, wie mir der Vizebürgermeister von Hofkirchen bei einem gemeinsamen Bier erklärte. Der Schaden wird sich hoffentlich in Grenzen gehalten haben, es waren schöne Stunden dort. Den Freunden vom SC Burgau wünsche ich an dieser Stelle einen erholsamen Sommer und alles Gute für die nächste Saison in der Gebietsliga Ost.
Bis zum nächsten Mal…
© spielfrei.at
Ein schöner Einstand Herr Schwarz! Der Fokus auf unteren Ligen weiß zu gefallen, ich bin schon überaus gespannt welche Perlen des Klassenfußballs da in den nächsten Episoden auf uns zukommen.
Extralob auch für die Fotos: Dieses leicht apokalyptische Wolkenbild hat schon etwas für sich.
Kritik muss ich an der Wahl der Sonnenbrille üben, diese erscheint mir nicht ganz stilsicher (was allerdings auch für den Burgauer Partyconferencier gilt) – dafür ist die Wahl der Kopfbedeckung überaus gelungen. Chapeau!
Lieber Philipp, danke für die lobenden Worte. Ich halte bereits Ausschau nach der nächsten Begegnung und werde mich jedenfalls um ein Schmankerl bemühen. Klassiker gibt es da ja so einige. Und was die Sonnenbrille betrifft: Tja, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Obwohl meiner schon sehr gut ist… 😉