Am Kickplatz
Coming Home

Mit dem Monat November hat in den unteren Spielklassen bereits großteils die Winterpause eingesetzt. Doch bevor sich auch Am Kickplatz in die selbige verabschiedet, haben Stefan – die alte Leier – Adelmaier und ich am 10.11. noch einmal einen kleinen Ausflug unternommen, um frische Rasenluft zu schnuppern. Es ging dieses Mal nach Anger bei Weiz, wo der SK Sturm Graz und TSV Hartberg die Länderspielpause für ein freundschaftliches Testspiel nutzten. 

Normalerweise kümmere ich mich ja an dieser Stelle um Perlen des Amateurfußballs und das Geschehen rundherum, in diesem Fall war aber ein Kompromiss notwendig. Quasi alle großen geografischen Konstanten meines Lebenslaufes hatten sich da an einem Abend zusammengefunden: Der Klub meiner Heimatstadt spielte gegen den Klub meiner Wochenend-Zuflucht und zwar an dem Ort, wo ich aufgewachsen bin und selbst meine ersten Fußballschuhe geschnürt habe. Ein dreifaches Coming Home sozusagen, da konnte ich schwer zuhause sitzen bleiben.

Mit Unterstützung von Herzog Motorsport behielten wir die Ruhe und auch den Kurs.

Umso bitterer, dass wir in unserer freitäglichen Vorabend-Euphorie bereits auf der Autobahn via App über den Anpfiff des Spiels informiert wurden. 19:00 Uhr – ich hätte es schwören können. Aber da war mir wohl ein Fehler passiert. Wer verliert denn da nicht den Überblick, wenn es morgens auf dem Weg zur Arbeit noch stockfinster ist und nachmittags um drei schon wieder dämmert? Wie auch immer, für Schuldzuweisungen war es zu spät, die erste Runde Getränke würde wohl ich übernehmen müssen. Mit Unterstützung von Herzog Motorsport behielten wir die Ruhe und auch den Kurs.

Pünktlich zum Abpfiff der ersten Halbzeit trafen wir schließlich im gut gefüllten Stadion des Oberligisten SV ADA Anger ein. Das freigewordene Budget für die nun nicht mehr notwendigen Tickets investierten wir umgehend in die Kantine und sahen uns erst einmal um. 1200 Personen finden auf der Tribüne maximal ihren Platz, wie mir Obmann Philipp Zink einige Tage zuvor am Telefon erklärt hatte. Auch wenn es so viele dann doch nicht gewesen sein dürften, herrschte beinahe Volksfeststimmung: Von jung bis alt war alles da, die Griller waren angeworfen, es gab Glühwein, der hochmotivierte Stadion-DJ schwebte im Techno-Himmel, am Trainingsplatz neben dem Spielfeld rannte eine Horde Kinder in Trainingsanzügen einem Fußball hinterher und irgendwo dazwischen wärmten sich die Ersatzspieler beider Teams für den Ernstfall auf. Alles also sehr familiär – wenn Sturm kommt, geht scheinbar der ganze Ort hin. Von der Anzeigetafel leuchtete uns unterdessen der Pausenstand von 0:0 entgegen, viel war uns noch nicht entgangen.

Dass wir in puncto suboptimaler Vorbereitung nicht ganz alleine waren, konnten wir gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit feststellen. Der SK Sturm unter Co-Trainer Thomas Kristl – Franco Foda weilte bekanntlich mit dem Nationalteam im spanischen Trainingslager – spielte traditionell in seinen schwarzweißen Trikots, Christian Ilzers Hartberger liefen aber seltsamerweise im Dress der Angerer auf. Beide Mannschaften hatten scheinbar nur ihre jeweiligen Heimkits im Gepäck und mit Schwarz gegen Dunkelblau hätten die Zuseher wohl eher wenig Freude gehabt. Ein Missverständnis, wie mir die TSV-Presseabteilung nach dem Spiel auf Anfrage mitteilte.

Des is goarnix, i hob a Foto mit da Görgl…

Im zweiten Durchgang bewegten sich die Teams über weite Strecken durchaus auf Augenhöhe, ehe dann in der 71. Minute das Führungstor für Sturm fiel. Den sehenswert spielenden Hartbergern gelang in der Schlussphase zwar noch der Ausgleich, aber praktisch in letzter Minute erzielten die Grazer nach einem gewieft schnell ausgeführten Freistoß den 2:1 Siegestreffer. Auch wenn die Aktion etwas ungewöhnlich und abseitsverdächtig war, wollten wir als einigermaßen objektive Zuschauer das Urteil einer “absoluten Frechheit” unserer Stehnachbarn nicht teilen.

Nach dem Schlusspfiff wurde das Spielfeld wieder von Kindern beansprucht, Platzsturm einmal anders. Manche von ihnen nutzten die Gelegenheit für ein “Matcherl” oder Foto mit ihren Idolen, andere zeigten sich davon maximal unbeeindruckt und outeten sich eher als Fans des Skisports. Mädchen A: “He, i hob grod ein Foto mit dem Fußballer da drüben gmocht!” Mädchen B: “Des is goarnix, i hob a Foto mit da Görgl…”. Tja, alles eine Frage der Perspektive, von Abfahrt oder Riesenslalom wird hier in den nächsten Monaten aber trotzdem nichts zu lesen sein. Schöne Winterpause wünsche ich euch, wir sehen uns wieder Am Kickplatz zur Frühjahrssaison.

1 thoughts on “Am Kickplatz
Coming Home”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert